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Geschichte

Hanny Conrad * 10. Juni 1944 † 29. Dezember 2010

Als viertes von sechs Kindern des Ehepaares Marie und Christian Saxer kam Hanny am 10. Juni 1944 auf die Welt. Die Eltern bewirtschafteten in Unterindal, Gemeinde Lütisburg im Toggenburg, einen kleineren Bauernbetrieb. Hanny war ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Sie genoss eine unbeschwerte, glückliche Kindheit. Grenzenlos waren ihre Spielfantasien, sei es drinnen oder draussen. Auch hatte Hanny schon von klein auf eine „soziale“ Ader. Hin und wieder verschenkte sie sogar ihre schönste Puppe an befreundete Mädchen, welche keine besassen. In der Freizeit besorgte sie auch Einkäufe für alleinstehende oder ältere Nachbarn.

 

Kinderhüten wurde zu ihrem liebsten Hobby. Nach den Schulstunden rasch die Hausaufgaben erledigt, den Zvieri heruntergedrückt – und schon war Hanny wieder weg! Es kam vor, dass sie jeweils bis zu vier Kinder gleichzeitig hütete. Die Kinder liebten Hanny und auch deren Eltern schätzten sie als gewissenhafte und tüchtige Babysitterin.

 

Da Hanny zuinnerst eine Berufung zu Kindern verspürte, entschloss sie sich zu einer Ausbildung als Krippenbetreuerin und später auch als Krippenleiterin. In Zürich und Basel vertiefte sie ihre erlernten Berufskenntnisse. Sie war glücklich, ihr Ziel erreicht zu haben. In Basel kam dann eine Wende in ihr Leben. Sie lernte ihren künftigen Mann kennen. Gemeinsam zogen sie nach Winterthur, wo Hanny auf privater Basis als Kinderbetreuerin arbeitete. Nach der Heirat arbeitete sie bis zur Geburt ihres ersten Sohnes André, im Oktober 1969, in der Kinderabteilung des Kantonsspitals Winterthur.

 

1971, also kurze Zeit später, zog die Familie Conrad in den Raum Luzern. Sie war zunächst in Ebikon daheim, dann in Reussbühl und ab 1973 im Luzerner Obergütsch. Schnell hat die Familie in Luzern Wurzeln gefasst. 1974 erblickte Claudio, ihr zweiter Sohn, das Licht der Welt. Sie war eine fürsorgliche Mutter ihrer Kinder und ihr höchstes Glück. Sie setzte alles daran, dass sie das Wichtige und Nötige bekamen, um ihr Leben zu meistern

 

Der jüngere Claudio war erst siebenjährig, da entschloss sie sich, ihre beruflichen Qualifikationen wieder zu neuer Entfaltung zu bringen: sie wandte sich erneut der Kinderbetreuung zu. 1981 eröffnete sie auf dem Obergütsch in Luzern in einem ehemaligen Kindergarten ihren ersten Kinderhort: die "Müsliburg". Kaum ein paar Wochen waren vergangen, und schon war der Hort übervoll – so voll, dass sie Hilfe holen musste. Ab 1983 stand ihr eine Kollegin bei der Hortbetreuung zur Seite. Zur Weiterentwicklung ihres Projektes waren sie zur damaligen Zeit ganz auf sich selber angewiesen; Kinderbetreuung war damals noch absolut kein politisches Thema. Hannys Ehrgeiz, selbständig einen Hort führen zu können, ging damit voll und ganz in Erfüllung. Nach ein paar Jahren kamen Kinder aus dem ganzen Kanton Luzern zu ihr, weil sich alle da so wohl fühlten. Für Hanny war dieser Kinderhort die Erfüllung ihres beruflichen Lebenstraumes.

 

Inzwischen begann sich auch der Gesetzgeber mit dem Thema Kinderbetreuung zu befassen. Es wurden Verordnungen erlassen, welche die professionelle Kinderbetreuung regeln sollten. Hanny griff die Herausforderung auf und entschloss sich kurzerhand, eine professionelle Kindertagesstätte nach Massgabe der staatlichen Bestimmungen zu eröffnen: die "Müsliburg". Im Jahre 2001 mietete Hanny an der Horwerstrasse in Luzern zuerst eine Wohnung, kurz darauf sogar zwei weitere Wohnungen, um möglichst vielen Eltern zu ermöglichen, dass ihre Kinder die "Müsliburg" besuchen könnten. Statt "Hort" sagte man nunmehr "Kindertagesstätte". Aber wieder waren innert kurzer Zeit alle drei "Müsliburgen" randvoll von quicklebendigen Kindern belebt. Die "Müsliburg" Luzern ist inzwischen zu einem Qualitätsbegriff im Bereich der Kindererziehung und dem Konzept der Kindertagesstätten geworden.  Zwar suchten die politischen Behörden immer wieder mehr oder weniger sinnvolle Bestimmungen vorzugeben, doch liess Hanny sich nie kleinkriegen. Sie ging unbeirrt ihren Weg, und die Kindertagesstätten "Müsliburg" wurden so beliebt, dass lange Wartelisten an der Tagesordnung waren.

 

In der weiteren Geschichte ihrer Kindertagesstätten wurde ihr Sohn Claudio eine hilfreiche und wichtige Stütze. Im Jahre 2001 übernahm er die Geschäftsführung der "Müsliburgen"; Mutter Hanny ihrerseits widmete sich umso intensiver der Arbeit in der Kindertagesstätte.

 

Manch einer stellt sich die Frage: Wie kommt so was? Eine kleine Episode aus ihrem Leben mag dies verdeutlichen. Wenn sie in den Ferien war, an irgendeinem Strand auf dieser schönen Welt, so vergingen wohl keine zehn Minuten, und schon drängten sich vier, fünf Kinder um sie herum. Sie musste eine Ausstrahlung auf Kinder gehabt haben, welche wie ein Magnet auf die Umgebung wirkte. So eine Ausstrahlung sucht wirklich seinesgleichen.

 

Anfangs 2008 brachte eine Diagnose zu Tage, dass Hanny an Brustkrebs leidet. Für sie war klar: „Chemo kommt für mich nicht in Frage!“ Sie entschied sich, ihren Brustkrebs mit Hilfe komplementärmedizinischer Methoden zu bekämpfen. Und sie hat ihn auch besiegt – vorerst wenigstens. Denn ihr neu gefundenes Glück war nicht von langer Dauer. Im Sommer 2009, mitten in den Ferien in Spanien, befielen sie Schmerzen im Bereiche des Genicks und in den Hüften. Eine Untersuchung an der Uniklinik Zürich entdeckte Metastasen in ihrem Körper. Trotz des anfänglichen Schocks war Hanny bereit, den Kampf gegen den Krebs ein weiteres Mal aufzunehmen. Immerhin gelang es den Ärzten, die Metastasen einigermassen in den Griff zu bekommen, ohne Hannys Bewegungsfreiheit allzu sehr einschränken zu müssen. Doch schon nach wenigen Wochen entdeckten die Neurologen Ablagerungen der heimtückischen Krankheit auf der Hirnhaut.

 

Auch wenn medizinisch nichts mehr zur Heilung unternommen werden konnte, so hat Hanny die Zeit genutzt, sich innerlich auf den großen Abschied vorzubereiten. Am 29. Dezember 2010 ist sie verstorben. Das milde Lächeln auf ihrem Antlitz schien zu sagen: Habt keine Angst! ER hat mich gerufen – ich bin in guten Händen. Führt mein Erbe weiter!

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